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Meine Geschichten - Spiegelbilder


Hallo, hier kommt also eine Geschichte, die ich zu einem Wettbewerb geschickt habe (Aminas Augen waren, wie gesagt nur der Ersatz). Ich habe zwar nichts gewonnen, aber die Geschichte stelle ich jetzt trotzdem ein.

Viel Spaß beim Lesen

Eure Rose


Spiegelbilder

Aus dem Spiegel starrte mich eine Fremde an. Sie hatte blaue Augen, lange, schwarze Wimpern und eine dunkle Kaskade lockiger Haare floss ihren Rücken hinab.
„Rose, kommst du?“, fragte meine Schwester Melody ungeduldig. Schnell warf ich einen letzten Blick auf das hellblaue, gerüschte Kleid, von dem ich immer noch nicht recht glauben konnte, dass ich darin steckte und folgte ihr dann die Wendeltreppe hinunter in den Ballsaal. Die mir so vertraute Halle war vor lauter Kerzen und Blumen, aber besonders dank der vielen Gäste kaum wiederzuerkennen. Denn dies war nicht irgendein Tag, nein, an diesem Abend würde Kronprinz Phillip offiziell um meine Hand anhalten. Prinzessin Rosalie-Alexandra von Therinsburg – ich konnte es nicht fassen. Trotz der Rosen, die in jeder Ecke
meiner Gemächer hier auf der Möwenburg standen, trotz des silbernen Rings, den ich schon anprobiert hatte, konnte ich es einfach nicht fassen.
 
An den Ball und die Zeremonie kann ich mich nur noch verschwommen erinnern. Einige Dinge stehen mir allerdings selbst heute, nach all den Jahren, noch glasklar vor Augen. Einiges haben mir Phillip und Melody erzählt und den Rest habe ich mir dann selbst rekonstruiert.
Nachdem ich also ziemlich nervös den Ballsaal betreten hatte, habe ich mit zuerst mit allen möglichen Männern getanzt, sogar mit König André, nur nicht mit Phillip. Gegen zehn Uhr wurde gegessen und danach hat Phillip meinen Vater gefragt.
„Herzog von Möwenburg“, sagte er, „Wir alle hier wissen, wie wichtig es ist, das ein Land eine gute Königin hat. Natürlich ist es für Väter schwer, sich von ihren Töchtern
zu trennen, aber ich möchte Sie hier und jetzt um die Hand Ihrer ältesten Töchter Rosalie Alexandra von Möwenburg bitten. Gewährt Ihr mir die Ehre, Eure Tochter zur Frau zu
nehmen?“
Die Antwort meines Vaters war natürlich nur reine Formsache, denn selbst wenn wir einander nicht seit zwölf Jahren versprochen wären sagt man zu einem Kronprinzen einfach nicht nein, aber mir kam es in diesem Moment sehr bedeutsam vor, dass er uns seinen Segen aussprach.
 
Um dann kam Phillip zu mir. Zum ersten Mal sah ich meine zukünftigen Gatten aus der Nähe. Er hatte goldblondes Haar, unglaublich dunkle Augen und war sehr blass. Vorsichtig nahm meine Hände und hob sie ein Stück an, während ich zitternd aufstand. Seine Hände waren eiskalt, aber gleichzeitig weich wie Samt, und ich spürte wie mir das Blut in den Kopf schoss, als der sich auf die Knie sinken ließ und fragte:
„Rosalie, möchtest du meine Frau werden?“
„Ja“, flüsterte ich so leise, dass nur er es hören konnte,
denn zu mehr war meine Stimme gerade einfach nicht in der Lage. Deswegen nickte ich, um auch die anderen Anwesenden von meiner – natürlich genauso überflüssigen – Antwort zu informieren. Phillip steckte den silbernen Verlobungsring an meinen rechten Ringfinger, küsste meine Hand mit seinen kalten, seidenweichen Lippen und erhob sich, woraufhin alle zu klatschen begannen und ebenfalls aufstanden.
Dann habe ich wieder mit vielen Männern getanzt, aber nur an die Tänze mit Phillip kann ich mich erinnern.

Jedes Mal, wenn wir miteinander tanzten, wurde ich aufs Neue von seiner Sanftheit und seinem unglaublich anziehendem Geruch überwältigt. Ich fand einfach alles an ihm unglaublich und geheimnisvoll, nicht nur sein Geruch war umwerfend. Seine dunklen Augen waren so unergründlich, seine Hände so weich und dabei kalt wie Eis und seine Art sich zu bewegen...
 
Mit der Zeit wurde der Ballsaal leerer. Als letztes verabschiedeten sich Melody und Prinzessin Kristina, die sich den ganzen Abend über Pferde unterhalten hatten. Das Orchester war auch schon längst nach Hause geschickt worden, so waren Phillip und ich ganz allein in dem riesigen Ballsaal, in dem die meisten Kerzen inzwischen heruntergebrannt waren.
 
Plötzlich saß er ganz dicht neben mir und streichelte mit seiner eiskalten Hand meine Hals.
Erschrocken bog ich mich zur Seite, um seinen Fingern zu entkommen. Mein Herz raste und das Blut schoss mir in Gesicht. Wir waren zwar verlobt, aber er konnte doch nicht einfach…
 
„Hab keine Angst, Rose“, flüsterte er. Sein Mund war so dicht an meinem Ohr, dass ich seinen Atem spüren konnte und dann küsste er meinen Hals. Plötzlich saß ich auf seinem Schoß und starrte ihn aus großen Augen an.
„Wa…“, begann ich, doch er legte seine Finger auf meine Lippen.
„Sag jetzt nichts“, hauchte er und streichelte wieder die rechte Seite meines Halses entlang, dann küsste er sie. Ich merkte deutlich wie mein Puls unter seinen Lippen zu flattern begann und dann spürte ich seine Zähne, die sich in meinen Hals gruben und die Ader öffneten. Aber es tat nicht weh. Es kribbelte ein wenig, wärend er das Blut aus mir heraussaugte, aber es war ein gutes Gefühl. Ich konnte mich nicht wehren, wollte mich gar nicht wehren, dafür genoss ich das Gefühl viel zu sehr, ich lag im Sterben, aber es war mir egal. Für einen Augenblick drehte sich das ganze Universum um mich allein.
Unvermittelt schob er mir sein blutendes Handgelenk in den Mund und ich schluckte, dann wurde alles um mich herum schwarz.
 
Ich wachte auf, weil mir alles wehtat, aber ich war zu schwach, um die Augen aufzuschlagen.
„Rose? Bist du wach?“, fragte eine unwiderstehliche Stimme.
Phillips Stimme.

Mühsam öffnete ich meine Augen und sah in an.
„Was ist… mit mir… passiert?“, fragte ich heiser.
„Schschsch… Du bist jetzt eine von uns. Ein Vampir.“
Er hob mich aus meinem Bett und trug mich zu meinem großen Spiegel.

„Siehst du?“
 
Ich sah es. Der Spiegel zeigte nur mein Zimmer…

Die hier veröffentlichten Geschichten stammen von mir und dürfen nicht weiterverwendet werden!

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