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Meine Geschichten - Luna


Lunas Geschichte ist schon zuende geschrieben, sie hat ganz bewusst einen offenen Schluss bekommen. Viel Spaß zu wünschen, wäre bei dieser Geschichte vielleicht nicht ganz angebracht... 

Eure Rose

Luna


„Hey, Mondmädchen, Jannik liebt dich!“, rief Patrik im vorbeigehen.
Solche kleinen Beleidigungen trafen Loona schon längst nicht mehr so sehr wie früher. Sie war 14, klein und blond und hatte gerade die achte Klasse übersprungen.
Sie stand im Foyer des alten Hauptgebäudes und wartete mit vielen anderen Schülern darauf, dass sie endlich zum Mittagessen reingelassen wurden.
Als es endlich soweit war, setzte sie sich alleine an einen Tisch. Wie immer. Loona war alleine. Seit sie aus der Clique ihrer alten „Freunde“ draußen war, hatte sie niemanden mehr. Die kläglichen Versuche, ihre beste Freundin zu behalten waren gescheitert, in der neuen Klasse fand sie niemanden.
Eine Gruppe Siebener setzte sich an ihren Tisch.
Es gab Frikadellen, Kartoffeln und Gemüse, aber Loona ging zur Theke, um sich ihr vegetarisches Essen zu holen.
„Jetzt essen, dann noch vier Schulstunden und Konfirmationsunterricht, dann geht’s nach Hause“, dachte sie, „Das ist ja fast erträglich.“
 
Nach dem Essen hatte sie noch eine Viertelstunde Zeit, bis die freie Lernzeit, in der man seine Hausaufgaben erledigen sollte, begann.
Da sie wusste, dass ihre Klasse nichts für morgen aufhatte, konnte sie beruhigt im Aufenthaltsraum sitzen und lesen. Fast zwei Stunden lang!
Loona las gern, und was sollte sie auch anderes machen?
 
Nach der freien Lernzeit gab es noch zwei Stunde Biologie (es ging um Stoffwechsel), dann war es 16 Uhr, die Schule war aus.
Durch den Regen und den Wind ging Loona zum Gemeindezentrum zwei Straßen weiter.
Loona hatte Regen viel lieber als Sonnenschein, was jedoch nur einen ihrer ungewöhnlichen Züge darstellte.
 
Im Konfirmationsunterricht schauten sie sich die erste Hälfte des Films „Luther“ an.
Loona war eigentlich nur aus einem Grund beim Konfirmationsunterricht: Ihre Eltern hatten versprochen, dass sie zur Konfirmation einen Laptop bekommen würde, und das spornte sie an, denn sie liebte es, Stundenlang Geschichten zu tippen.
 Wenn sie erwachsen war würde sie aus der Kirche austreten, denn Loona glaubte nicht im Entferntesten an Gott.
 
Nachdem sie noch ein bisschen aus dem Gesangbuch gesungen hatten, was ihr sogar Spaß machte, war die Stunde beendet. Loonas Mutter wartete schon in dem Porsche ihres Freundes auf sie.
 
„Hallo Ma!“, rief sie beim Einsteigen, „Wieso hast du Nilos Auto?“
„Er fliegt für ein paar Tage nach Berlin, irgendeine Ruhekur machen“, entgegnete Lisabella.
„In Berlin? Ruhe? Na, ich weiß nicht, ob das klappt.“
Den Rest der Autofahrt unterhielten dich Mutter und Tochter über die Schule.
 
„Hallo Pa, Hey Stan, geht’s dir besser?“, fragte Loona noch halb in der Tür.
Da ihr Bruder nicht antwortete schlang Loona ihrem Papa Josh die Arme um den Bauch.
„Wie geht’s Sabine?“, fragte sie.
Es war ein offenes Geheimnis, dass ihre Eltern sich zwar liebten und das ganze drum und dran, aber ständig Freunde beziehungsweise Freundinnen hatten.
Nach dem Abendessen ging Loona in ihr Zimmer und klimperte ein bisschen auf dem Klavier. Üben konnte man das nicht wirklich nennen, aber sie hatte überhaupt keine Lust dazu, deshalb spielte sie ein paar Tonleitern rauf und runter, dann erfand sie eigene Stücke, die man aber nicht unbedingt schön nennen musste.
 
Ihre Eltern schlossen die Haustür hinter sich und düsten (viel zu spät) los zum Elternabend.
Da ihr Bruder krank war, hatte Loona das Haus jetzt fast für sich, also drehte sie ihre Stereoanlage an und setzte sich an den Schreibtisch, um ein wenig vor sich hinzuschreiben. Das half ihr immer, sich besser zu fühlen.
 
Alicia lebte in einem Ciliatempel, einer Pilgerstätte weitab von der Zivilisation. Obwohl sie erst vierzehn Jahre alt war, gehörte sie zu den Priesterinnen, die die jüngeren Mädchen ausbildeten, zu denen auch Alicias achtjährige Schwester Diana gehörte.
Zurzeit lag sie müde im Bett in ihrem kleinen Zimmer und schmuste mit einer Katze des Tempels.
Schneeflocke hatte weißes Fell und goldene Augen und war Alicias beste Freundin.
Sie lauschte dem Regen, der auf das flache Dach trommelte, wie immer im Herbst. Doch heute klang es irgendwie anders. Alicia konzentrierte sich, um den Unterschied benennen zu können. Der Regen klang intensiver, so als wolle er sie direkt ansprechen, sie rufen.
Noch lange lag sie wach und dachte darüber nach.
 
Irgendetwas war anders heute Abend und es ließ Loona nicht weit genug zur Ruhe kommen, um sich auf die Geschichte zu konzentrieren, deswegen machte sich bettfertig und legte sich hin, um noch ein bisschen zu lesen.
 
 
Das Klingeln ihres Weckers riss Loona aus dem Schlaf. Schnell schaltete sie auf stumm.
Fünf Uhr 30.
Noch ziemlich müde ging Loona unter die Dusche. Es gab nur kaltes Wasser, denn die Heizung sprang immer erst um acht an.
 
Nachdem sie ausgiebig geduscht hatte föhnte sie sich.
Erst nach dem Frühstück fiel ihr Blick auf den Kalender. Mittwoch. „Doppelstunde Französisch, Bio, Doppel Erdkunde. Zum Mittagessen gibt es Kaiserschmarren. Schulschluss um Eins“, betete sie herunter. Dann zog sie wie jeden Morgen feierlich zwei m&m’s aus der Tüte.
„Auch schon fast leer“, stellte sie fest.
Dann sah sie sich die m&m’s an. Zwei Mal grün?!? Das war ihr in den drei Jahren, seit sie jeden Morgen das Orakel machte noch nie untergekommen. Schnell schlug sie nach.
 
Öfter mal was Neues
 
Hast du heute ein wichtiges Gespräch?
Keine Panik! Dich beschützt heute das doppelte
Grün –und das heißt: Etwas verändert sich zum
 Guten. Du wirst überrascht sein.
 
Wow! Endlich einmal etwas Gutes! Sonst zog Loona meistens mittelmäßige oder schlechte Sachen. Und die trafen auch ein. Also würde sich heute etwas zum Guten wenden.
 
Nachdem sie ihre Stiefel angezogen hatte machte sich Loona mit einem Apfel in der Hand auf den Weg zum Bahnhof. Sie war sogar halbwegs pünktlich. STOPP! Die m&m’s waren fast alle!
Schnell bog Loona zwei Straßenkreuzungen vor dem Bahnhof rechts ab und hetzte zum Bäcker.
„Hallo Loona!“, begrüßte Frau Sabares sie, „Wieder m&m’s, wie immer?“
„Ja, danke!“
Während die nette Bäckerin die Jumbotüte m&m’s aus dem Lager holte, zählte Loona schon ihre letzten paar Euro.
Die 3,95€ bekam sie gerade noch zusammen. Gut, dass schon der 28. Oktober war. Nicht mehr lange bis zum Ersten, an dem sie wieder Taschengeld bekam.
„Hast du keine Schule?“, fragte Frau Sabares.
„Doch!“, erwiderte Loona.
Sie nahm die m&m’s legte das Geld auf die Theke und hetzte los zum Bahnhof.
 
Als sie auf Gleis Zwei des Graffitiverschmierten Bahnhofs ankam stand der Zug schon dort. Sie rannte auf ihn zu und stieg ein. Kaum war sie drinnen fuhr der Zug auch schon an.
Das war knapp.
Sie setzte sich ins nächste Abteil und schlug ihr Buch auf.
 
Es war so spannend, dass Loona erst aufsah als sie metallene Stimme aus dem Lautsprecher ansagte: „Nächster halt Trier, bitte in Fahrtrichtung rechts aussteigen!“
Loona fluchte.
Sie hatte den Bahnhof Schweich verpasst. So etwaswar ihr noch nie passiert.
Die beiden grünen m&m’s…
Obwohl, gut war das nicht unbedingt.
„Na ja, dann bleib ich bis um Eins in Trier und schwänze“, dachte Loona sich. Ein komisches Gefühl hatte sie dabei schon, denn so was war gar nicht ihre Art.
Egal.
 
Zielstrebig lief sie durch Trier.
Es nieselte ein bisschen. Aber Regen machte Loona nichts aus. Sie mochte nasse Haare, Pfützen in denen sich das Wasser kräuselte…
Je weiter sie ging, desto weniger regnete es, bis es ganz trocken blieb.
Als Loona in ein enges, menschenleeres Seitengässchen einbog meinte sie plötzlich aus dem Augenwinkel etwas vorbeihuschen zu sehen. Überrascht drehte sie sich um, sah aber nichts.
Doch! Das Wasser in einer Pfütze kräuselte sich, obwohl es nicht mehr regnete.
Loona ging zu der Pfütze.
Nirgends war ein Insekt zu sehen, doch das Wasser zog unaufhörlich Kreise.
Merkwürdig. Vorsichtig berührte sie das Zentrum der Kreise mit dem linken Zeigefinger.
Das Pfützenwasser war kühl und schmutzig.
Plötzlich hatte Loona das Gefühl, einen Stromschlag zu bekommen, als hätte sie einen Elektrozaun berührt.
Reflexartig zog sie den Finger zurück. Sie meinte eine leise Stimme zu hören:
*Warte noch ein bisschen, Mondkind, die Zeit ist fast reif.*
Verwirrt schüttelte sie den Kopf.
Natürlich, Loona glaubte an Magie, an das übersinnliche, aber das ging doch zu weit.
Schnell ging sie weiter, bis sie in Rebeccas Laden kam.
Die nette, alte Frau verkaufte Zauberutensilien. Loona kam gerne her. Nirgends sonst bekam man Heilsteine, Staub von Schmetterlingsflügeln, Eulenfedern, Weihrauch, Steinchen mit keltischen Runen und ein gutes Gespräch über Magie.
Außerdem war sie mit Rebecca befreundet.
 
Aber als Loona den Laden betrat erschrak sie schrecklich. Alles war verwüstet, als hatte eine Bombe eingeschlagen. Auf der Theke lag ein Zettel. Loona sah ihren Namen und begann sofort zu lesen.
 
 
 
 
Liebe Loona!
 
Du wirst vielleicht erschrocken sein, wenn Du den Laden siehst, aber kümmere Dich nicht darum! Mit mir ist alles in Ordnung, auch wenn ich nicht hier sein kann. Wundere Dich über nichts, Loona! Weißt Du noch, wo mein Zauberbuch liegt? Formel auf Seite 13. Sie wird die Wendung zum Guten bringen, auf die Du hoffst. Bediene Dich im Laden.
 
Deine Rebecca
 
Was sollte das denn? Erst wusste sie nicht, was sie tun sollte, aber dann beschloss Loona auf ihr Gefühl zu vertrauen und auf Rebecca zu hören.
Sie ging nach oben in die Wohnung ihrer Freundin, hob die linke Matratze des Doppelbetts, das diese alleine benutzte hoch und zog das schwere Buch heraus. Dann ließ sie sich aufs Bett fallen.
Wütend fauchte Tänzerin, Rebeccas weiße Katze sie an.
„Oh, habe ich dich geweckt, Tänzerin?“
Die Katze ging langsam zur Tür und Loona wendete sich wieder dem Buch zu.
Wie viele Seiten hatte Rebeccas Buch noch mal? Sie hatte es ihr doch erzählt. Es kam Loona nicht mehr in den Sinn. Das wunderte sie, denn sonst vergas sie so etwas nicht. Sie schaute nach.
1313 Seiten. Wie hatte sie das vergessen können?
Sie schlug Seite 13 auf und las den beschriebenen Zauber.
 
Man benötigt:
2l Quellwasser, 400 g Rosenblätterpulver (rot!), 100 ml Honig, ein Blatt Pergament, mind. 500 Jahre alt, 1 persönl. Gegenstand, 2 weiße Rabenfedern
 
Zu tun:
Wasser, Rosenblätterpulver, Honig gut verrühren. Mit einer Feder Kreis auf Boden zeichnen (Durchmesser 1m) dann innerhalb des Kreises ein Pentagramm.
Pergament in die Mittel legen (Linien nicht verschmieren!) Benutzte Feder verbrennen.
Persönl. Gegenstand auf Pergament legen, mit zweiter Feder drei Tropfen auf persönl. Gegenstand.
Hände bis Ellenbogen mit Flüssigkeit einreiben. In die Mitte des Pentagramms (über persönl. Gegenstand) stellen.
 
„Nimm mich mit,
aus dieser Ebene,
die nicht meine Heimat sein kann
in die Ebene der Elfen,
wo mein Platz sein muss.“
 
Das war typisch Rebecca. Nicht mehr schreiben, als nötig. Nur das keine Wirkung beschrieben war, irritierte Loona.
Sie tat, was in Rebeccas Buch stand. Ohne lange zu zögern fand sie die Zutaten, als ob ein fremder Geist die lenken würde.
Tänzerin thronte auf der Theke und beobachtete Loona skeptisch aus ihren goldenen Augen, ohne dass es dieser es bemerkte.
Während Loona die Anweisungen des Buches ausführte verblasste ihr Gedächtnis.
Sie vergaß, während sie den Trank anrührte. Sie vergaß, während sie den Kreis zog. Sie tropfte den Trank auf ihr Amulett, das sie zur Geburt bekommen hatte, ohne sich zu erinnern, dass es ihr je etwas bedeutet hatte.
 
Als sie in die Mitte des Pentagramms trat, kannte sie nicht einmal mehr ihren eigenen Namen. Nur eines hämmerte ich ihrem Kopf. Der Spruch und der brennende Wunsch ihn zu sagen.
Wie in Trance tat Loona es.
„Nimm mich mit,
aus dieser Ebene
die nicht meine Heimat sein kann
in die Ebene der Elfen,
wo mein Platz sein muss.“
 
Dann fiel sie bewusstlos zu Boden.
 
Das erste, was sie wieder sah, war die Abenddämmerung, die nur schwach auf die Lichtung drang. Dann erkannte das Mädchen ohne Namen langsam ihre Umgebung. Freundliche Gesichter mit spitzen Ohren, ein riesiger Wald. Es waren die Elfen.
Einer von ihnen trat vor.
„Willkommen zuhause, Kind des Mondes. Du bist bei uns Willkommen, Nachtschwärmerin. Von nun an wirst du den Namen Luna tragen!“

Die hier veröffentlichten Geschichten stammen von mir und dürfen nicht weiterverwendet werden!

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