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Meine Geschichten - In der Falle


Hier ist nun die übersetzte Version einer Kurzgeschichte, die im Englischunterricht entstand, das Original findet ihr unter dem Titel "Trapped".

Eure Rose

In der Falle
 
Sie nahmen mir meine Steine und das Elea-Amulett, das ich seit meiner Geburt trug. Sie ließen mir meine Kleidung, aber ich fühlte mich so nackt wie noch nie zuvor.
Sie legten mich in den Sarkophag und dann war ich allein. Völlig allein in der Finsternis, ohne irgendein Geräusch, abgesehen von meinem Atem – und ich war die letzten zehn Jahre niemals allein gewesen. Nicht mehr, seit dem Tag, an dem ich eine Novizin der alten Götter wurde. In einigen Tagen werde ich eine Priesterin sein…
Wenn ich diese Prüfung überlebe.
 
Es gab etwas, das mir in diesen zehn Jahren immer wieder eingebläut wurde: Wenn es für dich an der Zeit ist, Teil der Zeremonie zu sein, beweg dich nicht, bis du bereit bist, Takeshi zu treffen. Den Gott des Todes und der Schmerzen. Beweg dich nicht, solange du Angst im Herzen trägst.
Also wartete ich in der stickigen Dunkelheit, versuchte meinen Atem und den Herzschlag zu beruhigen. Ich weiß nicht, wie lang ich dort lag, vielleicht Minuten, vielleicht Stunden, aber dann kam der Augenblick, an dem ich einfach nicht mehr warten konnte.
Ich verließ den Sarkophag.
 
Doch es blieb genauso muffig und zu dunkel für meine Augen…
Mit Hilfe meiner Hände und Füße verschaffte ich mir ein Bild meiner Umgebung. Der Boden war kalt unter meinen bloßen Füßen, aber da ich keine Wand berührte, machte ich einen vorsichtigen Schritt vorwärts.
 
Der Hall ließ das leise Geräusch meines Schritts unnatürlich laut klingen.
 
Auf Zehenspitzen schlich ich weiter, die Hände vor mich gestreckt, bis ich an eine Wand gelangte, um von dort aus den Schwarzen Tempel zu erkunden. Die Fingerspitzen meiner rechten Hand hielten Kontakt mit der Wand, während ich mich langsam weiter schob.
Mein Atem ging immer noch viel zu laut und zu schnell, der moderige Geruch machte meine Nase nutzlos, sodass ich mich allein auf mein Gehör und den Tastsinn verlassen musste.
 
Zitternd tappte ich durch einen Korridor (dafür hielt ich es zumindest). Es wurde nass und immer kälter.
 
Plötzlich war da etwas Scharfes an der Wand. Takeshis Schmerz erreichte mich. Ich steckte den Finger in meinen Mund und schmeckte Blut.
„Oh nein!“, flüsterte ich, aber in der Stille um mich herum, klang es wie ein Schrei.
Meine linke Hand schnellte reflexartig zu meinem Gürtel, aber der kleine Beutel mit meinen Steinen war nicht mehr da. Natürlich nicht.
Und niemand kann Magie benutzen, ohne die Steine, die sie kanalisieren.
 
Mein Magen beschloss spontan, sich Takeshis Ruf hinzugeben und schmerzte.
 
Es hatte keinen Sinn, zurückzugehen, aber ich konnte auch nicht einfach stehen bleiben. Die einzige Möglichkeit war weiterzugehen.
Was ich auch tat.
Ich drang weiter in die mir unbekannte Finsternis ein. Der Geruch wurde nicht besser. Überall hörte ich regelmäßiges Tropfen, dann beschloss mein Magen, sich ganz zu verabschieden.
Er verschwand und hinterließ nichts als ein Vakuum-Loch, dessen Unterdruck meinen Bauch zum kollabieren bringen wollte. So fühlte es sich zumindest an.
 
Ich streifte eine gefühlte Ewigkeit durch die Dunkelheit, bis ich meine ohnehin nutzlosen Augen schloss und mein Gehör sich schärfte, bis es so fein wie das eines Hundes sein musste.
Alles war zu laut, und es wurde immer schlimmer.
 
Kurz nachdem mein Finger aufgehört hatte, zu bluten, begann ich Dinge zu hören, die gar nicht im Schwarzen Tempel sein konnten.
Wurde ich verrückt?
Bei diesem Gedanken verfiel ich endgültig der Panik und begann zu rennen. Ich rannte blind durch die Dunkelheit, bis meine Lunge in Flammen aufging, stolperte die ganze Zeit, bis meine Füße blutig wurden. Ich rannte, bis ich nach einem Sturz nicht mehr die Kraft hatte, aufzustehen.
 
Nach einer Weile verlangsamte sich mein rasender Herzschlag und meine Lunge hörte auf zu brennen. Meine Hand tastete nach meinem Elea-Amulet.
 
Natürlich fand ich nichts.
Ich begann zu weinen.
 
Durchnässt von Schweiß, Tränen und dem hereintropfenden Wasser brach ich eine Grundregel meiner Religion:
Man betet nicht, ohne das eigene Geburtsamulet zu berühren. Das war Blasphemie, eine Beleidigung der Götter.
 
Aber ich tat es.
Ich war davon überzeugt, im Schwarzen Tempel zu sterben, Takeshis Umarmung hier, in seinem Heiligtum zu spüren. Ich wäre nicht die Erste.
 
Alles war vorbei.
Also tat ich es, schloss meine Hand um Nichts und hauchte die Worte, die in meine linke Schulter tätowiert waren:
„Beschütze mich mit deiner Macht,
oh große Göttin, Tag und Nacht“
 
Wortlos wandte ich mich an Elea, die Göttin des neuen Lebens, der Blumen,des Gesangs.
Dann war alles vorbei.
 
 
Oder nicht alles. Nur die Schmerzen, Angst, Kälte und Dunkelheit.
Ich war umhüllt von silbernem Licht, das mich warm und geborgen hielt, wie ein Baby im Bauch seiner Mutter.
Die Dinge, die mich in Panic versetzt hatten, waren immer noch da, aber jetzt war ich in der Lage, sie zu ignorieren.
In perfektem Vertrauen zu der Macht, die mich beschützte.
 
„Sie hat geschaffte“, sagte eine vertraute Stimme, „Sie hat ihre Angst besiegt. Ich wusste, dass sie stark genug ist“
Es war die Hohepriesterin.
 
Da war noch eine andere Stimme, unbekannt, aber auf seltsame Weise war diese Samtstimme mir vertraut.
„Du hast es geschafft, Iyenn, mein Kind. Du hast es besser gemacht, als alle vor dir, denn die Lektion, die du lernen solltest, handelt nicht von Angst. Es ging nur um Vertrauen. Alles geht nur um Vertrauen.
Du hast es verstanden. Wenn das alle tun würden, könnte es eines ages Frieden geben.“
„Wer – wer bist du?“, fragte ich schüchtern.
„Weißt du das nicht schon längst? Wer ich bin…
Diese eine Antwort findest du nur in deinem eigenen Herzen“
 
„Elea?“
 
Doch wie der Nebel an einem Sommermorgen war sie einfach verschwunden.

Die hier veröffentlichten Geschichten stammen von mir und dürfen nicht weiterverwendet werden!

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